
Social Life trotz Social Distancing?
Jedermann wird zugestehen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Wir sehen es in seiner Abneigung gegen Einsamkeit sowie seinem Wunsch nach Gesellschaft über den Rahmen seiner Familie hinaus.
Charles Darwin
Es gab zwei Gründe, warum ich der Heimat, in der ich aufgewachsen bin, vor 4 Jahren den Rücken gekehrt habe – das Studium und die Liebe. Mehr als 200 km trennen mich aktuell von Familie und Freunden. Ich würde mich nicht als einsam bezeichnen, denn die Liebe ist mir geblieben und das Studium hat mich zu neuen Freundschaften gebracht. Dennoch hatte ich zwischendurch oft mit Heimweh zu kämpfen und es gab auch den ein oder anderen Moment, in dem ich mich gerne auf die Terrasse meiner Eltern gebeamt hätte, um bei einem Glas Wein nach einem Ratschlag zu fragen. Genau dann bin ich froh, dass ich schnell das Smartphone zücken und mit einem Knopfdruck anrufen kann. Zwar ersetzt so ein Anruf nicht wirklich ein Gespräch bei dem man sich gegenübersitzt, aber ich kann zumindest unmittelbar Kontakt herstellen ohne 2 1/2 Stunden mit dem Auto in Richtung Nordwesten fahren zu müssen.
Warum soziale Distanz weh tut
Der Mensch braucht soziale Kontakte. Einsamkeit und soziale Isolation können unserer Psyche auf Dauer immensen Schaden zufügen. Aber nicht nur unsere mentale Gesundheit ist durch das Fehlen sozialer Kontakte gefährdet. In mehreren Studien haben Wissenschaftler herausgefunden, dass soziale Isolation langfristig der Gesundheit schadet. Sie kann zu Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen oder sogar das Mortalitätsrisiko erhöhen. Im aktuellen Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, verpflichtet sich die Bundesregierung sogar dazu „angesichts einer zunehmend individualisierten, mobilen und digitalen Gesellschaft […] Strategien und Konzepte zu entwickeln, die Einsamkeit in allen Altersgruppen vorbeugen und Vereinsamung bekämpfen“.
Einsamkeit und soziale Isolation haben unterschiedliche Bedeutungen. Während Einsamkeit eine sehr subjektive Wahrnehmung ist und einen innerlichen Gefühlszustand beschreibt, bezeichnet soziale Isolation den Mangel von Kontakt zu anderen Menschen. Daraus folgt, dass wir uns einsam fühlen können, obwohl wir zu vielen Menschen sozialen Kontakt pflegen, oder uns bewusst von Menschen distanzieren ohne uns dabei einsam zu fühlen, weil wir gerne Zeit allein verbringen.
Einsamkeit kann allerdings auch ein Resultat von sozialer Isolation sein und so mit ihr in Zusammenhang stehen.
In welcher Ausprägung soziale Kontakte gebraucht werden ist individuell. Es gibt Menschen, die sich auf wenige enge Freundschaften konzentrieren, aber auch diejenigen, die ihre Zeit gerne mit einer Vielzahl von Freunden und Bekannten verbringen.
Selbst aktiv werden
Wenn eine Pandemie gepaart mit Abstandsregeln und Kontaktverboten unser soziales Leben aus dem Gleichgewicht bringt, müssen wir nach Alternativen suchen und selbst aktiv werden. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du trotz sozialer Distanz mit deinen Mitmenschen interagieren kannst und so der Einsamkeit entgegenwirkst:
- Körperliche Distanz ist kein Hindernis. Nutze digitale Hilfsmittel und telefoniere mit Familie und Freunden. Oder tausche dich mit anderen über Social Media Plattformen aus.
- Vermeide Langeweile! Suche dir ein neues Hobby, oder nutze digitale Freizeitangebote. Im Netz findest du viele Tipps gegen Langeweile in den eigenen vier Wänden.
- Strukturiere deinen Alltag und gestalte ihn aktiv. Ein fester Tagesablauf mindert ebenfalls Langeweile.
- Spreche offen darüber, wenn du dich einsam fühlst und akzeptiere dieses Gefühl.
- Nutze die Telefonseelsorge, wenn du niemanden zum Sprechen hast. Hier kannst du in ganz Deutschland rund um die Uhr und kostenlos jemanden erreichen, der dir zuhört.
Digitale Alternativen
Wir leben in einer digitalen Welt. Online-Kommunikation boomt aktuell wie nie zuvor. Statistiken zu Folge ist der Konsum von digitalen Medien in Deutschland während der Corona-Krise stark angestiegen. Es wird häufiger über Messaging-Dienste, wie zum Beispiel WhatsApp, kommuniziert und auch die Nutzung sozialer Medien hat sich erhöht.
Du suchst noch nach dem ultimativen Tipp, um digital Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen oder einer Alternative abseits von Messaging-Diensten? Dann habe ich drei Ideen, die du trotz Social Distancing umsetzen kannst:
1. Digitaler Escape Room für zuhause

Du liebst es zu knobeln und hast vielleicht sogar bereits einen Escape Room im echten Leben gespielt? Wie wäre es dann mit digitalem Rätselspaß für zuhause?
Auf die Idee den Escape Room in die eigenen vier Wände zu holen kamen die Mädels und Jungs von LOCKED Escape Rooms aus Bochum. Im Zuge der Corona Krise mussten die Räume vor Ort geschlossen bleiben. Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Und so entstand das erste digitale Escape Room Game. Mittlerweile gibt es in der Home Edition 4 verschiedene Spiele. Das tolle dabei: 50% der Einnahmen werden gespendet. Du tust neben dem Spielen also auch noch etwas Gutes.
Gemeinsam mit Freunden habe ich bereits „Der Fall“ gespielt. Wir hatten sehr viel Spaß beim Lösen der Rätsel und haben via Video-Call geknobelt.
2. Weinprobe per Video-Call

Du bist ein echter Genießer und wolltest schon immer mal an einer echten Weinprobe teilnehmen? Corona macht’s möglich!
Das Team von „Weine vor Freude“ bringt den leckeren Rebensaft zu dir nach Hause. Die Weine werden dir per Post zugeschickt oder du holst das Paket direkt bei „Weine vor Freude“ ab. Die Weinprobe findet dann digital via Video-Call gemeinsam mit den jeweiligen Winzern statt. Du kannst Fragen zum Wein stellen und aus sicherer Entfernung zuprosten. Wann die nächste Live-Online-Weinprobe stattfindet erfährst du auf Instagram. Neben „Weine vor Freude“ gibt es solche digitalen Weinproben auch bei vielen anderen Anbietern.
Genau wie der Escape Room gehört auch die digitale Weinprobe zu den Online-Freizeitaktivitäten, die ich schon ausprobiert habe. Absolute Empfehlung!
3. Digitale Postkarte verschicken

Kannst du dich erinnern, wann du zuletzt eine Postkarte bekommen hast? Und weißt du noch, wie sehr du dich über die unerwarteten Grüße gefreut hast?
Neben Rechnungen und Werbung ist so eine Postkarte eine echte Abwechslung im Briefkasten. Wie wäre es also mal abseits von WhatsApp Familie und Freunden eine Nachricht zu schicken? Dann nichts wie los in den nächsten Laden und Postkarte und Briefmarke kaufen. Aber Halt – dank App lässt sich so eine Postkarte auch ganz bequem und einfach digital verschicken und du musst dazu nicht mal das Haus verlassen. Du kannst deine Postkarte selbst gestalten und mit eigenen Fotos personalisieren. Das coole dabei: die Karte wird wirklich ausgedruckt, mit einer Briefmarke versehen und landet im Briefkasten deines Wunschempfängers.
Digitale Kommunikation ist kein Ersatz
Online-Kommunikation ist in Zeiten, in der wir auf offline Kontakte weitestgehend verzichten sollen bedeutsam für unser Wohlbefinden. Sie schafft ein psychisches Gefühl von Nähe. Ersetzen kann sie echte persönliche Kommunikation und Begegnungen mit Menschen allerdings nicht, denn eine entscheidende Komponente fehlt: Körperkontakt.
Berührungen sind ein wichtiger Bestandteil unserer sozialen Interaktion. Wissenschaftler schreiben Ihnen sogar eine überlebenswichtige Bedeutung zu. Bereits im Säuglingsalter sind sie für den Wachstum des Körpers essentiell. Außerdem reduzieren sie Stress und senken den Blutdruck.
Der Mensch braucht Intimität. Sie vermittelt und das Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit. Und auch, wenn wir bei Video-Calls zumindest die Möglichkeit haben unseren Gesprächspartner zu sehen, fehlt auf lange Sicht der Körperkontakt.
Einen positiven Effekt hat der Verzicht auf Umarmungen dennoch.
Wir lernen Sie zu schätzen.
Wie hat sich dein soziales Leben durch die Krise verändert? Fühlst du dich vielleicht auch manchmal einsam? Und welche digitalen Möglichkeiten nutzt du , um soziale Kontakte zu pflegen und deine Freizeit zu gestalten?
Beiträge der letzten Woche:
Die 5 schlimmsten Seuchen der Geschichte
Oh Schreck, oh Schreck, das Smartphone ist weg …

