Früher vs Heute

Oh Schreck, oh Schreck, das Smartphone ist weg …

Heutzutage ist der Alltag vollgepackt mit digitalen Hilfsmitteln, die das Leben leichter machen. Wenn ich in Gedanken überschlage, wie häufig Smartphone, Tablet und Co am Tag bei mir zum Einsatz kommen, muss ich mit Schrecken feststellen, dass man mich womöglich als süchtig bezeichnen könnte. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist mein Smartphone mittlerweile nicht mehr aus meiner Lebenswelt wegzudenken und vor allem während der aktuellen Corona-Krise ein treuer Begleiter. Aber wie würde mein Alltag eigentlich so ganz ohne digitale Tools aussehen? Um dies herauszufinden habe ich ein fiktives Gedankenexperiment verfasst (an das reale Selbstexperiment habe ich mich noch nicht rangetraut, aber vielleicht kommt das ja noch). Viel Spaß beim Lesen!


6:30: Ich werde vom Klingeln meines Weckers unsanft aus dem Schlaf gerissen. Eigentlich übernimmt diesen Job bereits seit vielen Jahren mein Smartphone, dass mich morgens gut gelaunt mit dem Song „Catch & Release“ von Matt Simons in den Tag starten lässt. Ohne digitale Hilfsmittel ertönt neben mir aber leider nur der schrille, laute Klang meines alten mechanischen Weckers aus Kindheitstagen.  Gerne würde ich nochmal auf Snooze drücken, mir die Decke über den Kopf ziehen und weiterdösen. Aber da mein alter Wecker leider nicht mit einer Snooze-Funktion glänzen kann, muss ich darauf verzichten. Meine Vernunft kann den inneren Schweinehund glücklicherweise bekämpfen und ich schaffe es aufzustehen. Ich tapse ins Bad und mache mich fertig für den Tag. Ich merke, wie sehr mir die SWR3 Morningshow fehlt und nehme mir vor mir demnächst ein Radio zuzulegen.


7:40: Eigentlich würde ich heute für meinen Werkstudentenjob im Homeoffice arbeiten. Aber ohne Laptop und Smartphone fällt das leider flach und ich entschließe mich dazu doch mit dem Zug ins Büro zu fahren. In der Regel kaufe ich mir bevor ich das Haus verlasse bereits per App ein digitales Zugticket, aber auch das klappt leider nicht. Um mir am Gleis noch schnell ein Ticket am Automat kaufen zu können, mache ich mich 10 Minuten früher auf den Weg zum Bahnhof. Am Bahnhof angekommen stelle ich genervt fest, dass mein Zug wegen einer technischen Störung ausfällt. Die App hätte mich netterweise bereits zu Hause auf den Ausfall hingewiesen.

Da der nächste Zug erst in einer halben Stunde kommt, setze ich mich auf eine Bank und warte. In solchen Wartezeiten nehme ich normalerweise immer das Smartphone zur Hand, höre die neuste Folge meines Lieblingspodcasts oder schaue mir irgendwelche Insta-Stories von Influencern an, die Smoothie Bowls frühstücken und von ihren Plänen für den Tag berichten. Jetzt nutze ich die Wartezeit, um mein Frühstück zu essen, dass ich eigentlich auf der Arbeit verdrückt hätte, und beobachte einen Käfer, der todesmutig in Richtung Gleisrand krabbelt. Hoffentlich wird der Tag noch spannender.


13:00: Endlich Mittagspause. Ich stürme in den Pausenraum, um noch einen freien Platz zu ergattern. Dank Corona und Abstandsregel gibt es weniger Sitzplätze und wer zuerst kommt malt bekanntlich auch zuerst. Es ist also Pünktlichkeit und Schnelligkeit gefragt.  Gekonnt schnappe ich einem Kollegen, der sich gerade sein Essen aus dem Kühlschrank holen wollte, den Sitzplatz weg – Glück gehabt. Ich tausche mich mit meiner Kollegin über die Erlebnisse vom Wochenende aus. Sie zeigt mir Fotos von ihrem Ausflug auf ihrem Smartphone. Da kann ich leider nicht mithalten und versuche möglichst anschaulich und mit vielen Adjektiven zu erklären, wie toll der Ausblick auf meiner Wanderung doch war. Ich stelle resigniert fest, dass ein Bild oft mehr als 1000 Worte sagt. Wir beschließen noch einen kleinen Spaziergang zu machen und die letzten warmen Sonnenstrahlen zu genießen.  Ich stelle fest: So eine Mittagspause kann auch ohne Smartphone ganz schön sein.


16:00: Feierabend – ich beschließe auf dem Heimweg noch einen kleinen Einkauf im Supermarkt zu erledigen. Bevor ich das Büro verlasse nutze ich ganz altmodisch Stift und Papier, um mir eine kleine Einkaufsliste zu schreiben, denn auch das mache ich in der Regel mit dem Smartphone. Ich überlege fieberhaft, ob wir noch Käse zu Hause haben, aber verwerfe den Gedanken schnell wieder, da es bei Käse ja auf eine Packung mehr im Kühlschrank wirklich nicht ankommt. Während ich am Backregal vorbeischlendere, kommt mir die Idee am Wochenende einen Kuchen zu backen. Natürlich habe ich kein Rezept im Kopf und googeln fällt flach. Ich nehme einfach ein paar Zutaten mit. Irgendwie lässt sich da bestimmt was zusammenrühren.


18:00: Endlich zu Hause – ich verräume die Einkäufe und mache mir einen Tee. Da mein Freund heute Abend mit seinen Arbeitskollegen grillt, bin ich allein zu Hause. Ich überlege fieberhaft wie ich mir die Zeit vertreiben könnte. Um acht bin ich mit einer Freundin verabredet. Gerne würde ich bis dahin noch kurz auf der Couch chillen und auf Netflix noch eine Folge dieser neuen Serie anschauen, von der seit Wochen alle schwärmen, oder mit meiner Mama telefonieren. Aber da Streaming-Dienste auch digital sind und ich kein Festnetztelefon besitze, muss ich mir etwas anderes überlegen. Ich beschließe mir ein Buch zu schnappen und ein bisschen zu lesen.


19:55: Mist … ich war so vertieft in den neuen Chris Carter Krimi, dass ich total die Zeit vergessen habe. In fünf Minuten schaffe ich es natürlich nicht bei meiner Freundin zu sein. Ich schnappe mir meine Jacke und sprinte aus dem Haus. Genau jetzt hätte ich wirklich gerne mein Smartphone zur Hand, um meiner Freundin Bescheid zu geben, dass ich mich verspäte.


23:00: Ich bin wieder zu Hause. Meine Freundin hat mir die Verspätung zum Glück nicht übel genommen. Ich falle müde ins Bett und gehe in Gedanken nochmal den Tag durch. Mir wird bewusst, dass viele Dinge mit Smartphone leichter von der Hand gehen. Manchmal kann es aber auch schön sein die Welt um sich herum mal offline zu genießen, denn eigentlich hat das ohne Smartphone doch irgendwie funktioniert. Aber insgeheim bin ich echt froh, wenn morgen früh wieder die Stimme von Matt Simons erklingt, ich mir endlich die neue Podcast-Folge anhören und meiner Mama am Telefon von diesem Tag berichten kann.

Everybody got their reason
Everybody got their way
We’re just catching and releasing
What builds up throughout the day

Catch & Release – Matt Simons

Das alles sind nur kleine Dinge, aber ohne digitale Hilfsmittel machen sie den Alltag trotzdem ein Stück weit komplizierter. Vor allem, wenn man sich an die Nutzung dieser Tools gewöhnt hat.

Die Digitalisierung erleichtert uns den Alltag in vielen Situationen und auch im Hinblick auf die Corona-Krise bringt sie unzählige Vorteile. Wir können außerhalb vom Büro arbeiten, soziale Kontakte pflegen ohne physisch anwesend zu sein, oder die neusten Nachrichten lesen ohne auf die Zeitung im Briefkasten zu warten. Vor allem in Zeiten von Corona gewinnen digitale Technologien an Bedeutung. Ohne Digitalisierung gäbe es all diese Technologien nicht und die sozialen und wirtschaftlichen Folgen wären vermutlich noch gravierender. Das Thema erhält in Gesellschaft und Politik aktuell viel Aufmerksamkeit. Die Frage ist, ob diese Aufmerksamkeit nach Corona wieder abflacht oder auch in Zukunft einen positiven Beitrag zum Fortschreiten der Digitalisierung leistet.

Die Digitalisierung geht nicht „vorbei“, sie ist nicht irgendein technologischer Trend. Vorbeigehen wird höchstens der Gedanke daran, dass sie vorbeigeht. 

Michael Pachmajer

Was glaubst du? Würde dich ein Leben ohne Smartphone und digitale Medien in deinem Alltag einschränken oder könntest du dir vorstellen komplett darauf zu verzichten? Und wie nimmst du das Thema Digitalisierung im Bezug auf die Einschränkungen durch Corona wahr? Erzähl es mir gerne und lass einen Kommentar da. 🙂

5 Kommentare